Baugeschichte der Paulskirche
Äußerlich wirkt die Kirche relativ schlicht, doch nach dem Schloss war sie das zweitwichtigste Gebäude der Residenz. Bemerkenswert ist, dass Fürst Carl August von Nassau-Weilburg die Kirche nicht nur als Hofkirche, sondern auch als lutherische Stadtkirche errichten ließ. An den Gottesdiensten nahmen sowohl der Fürst mit seinem Gefolge als auch die Bürger teil.
Die unterschiedlichen Stände waren nach dem Vorbild des barocken Logentheaters angeordnet. Die Fürstenloge befand sich erhöht über dem Hauptraum, gegenüber der Kanzel und dem Altar. So konnte der Fürst den Priester sehen, aber nicht die Gemeinde im Hauptraum. Die übrigen Adeligen und Hofbeamten nahmen in den seitlichen Logen Platz, während die Bevölkerung im ebenerdigen Hauptraum auf quer angeordneten Stuhlblöcken saß.
Im Frühjahr 1744 wurde die Kirche fertiggestellt, wie die erste Trauung am 19. Mai 1744 im Kirchenbuch von Kirchheim belegt. 1745 wurde eine der beiden breiten Wendeltreppen zur Fürstenloge durch eine gerade und bequeme Treppe ersetzt. Die Rundungen der ursprünglichen Wendeltreppe sind jedoch noch erkennbar.
Baubeschreibung
Die Kirche wurde zusammen mit dem Schloss und dem Schlossgarten als harmonische Einheit errichtet. Obwohl sie in der Zeit des Absolutismus und des Spätbarocks erbaut wurde, unterscheidet sie sich äußerlich deutlich von typischen Schlosskirchen. Sie präsentiert sich als schlichter Saalbau mit glatten Wänden, einfachen Fenstern und einem Walmdach. Auffällig ist das Fehlen eines Kirchturms und Glockengeläuts; bei Bedarf wurden die Glocken der nahegelegenen Peterskirche genutzt.
Während das Äußere schlicht wirkt, beeindruckt das Innere durch seine prunkvolle Ausstattung und Größe. Der Zentralbau mit den Maßen 17 x 22 Metern und einer Höhe von 19 Metern wird von einem Querbau durchschnitten. In den Seitenanbauten befinden sich die Orgel, Altar und Kanzel auf der einen Seite sowie die Fürstenloge mit den Seitenlogen auf der anderen.